Drei Billionen Euro: Das ist der Preis, den Deutschland für die Klimaschutzziele bis 2030 zu zahlen hat.
Die Kostenspirale für die Deutschen rollt mehr und mehr auf, sollten
die ehrgeizigen Klimaschutzziele bis 2030 erreicht werden. EY (Ernst
& Young) hat drei Billionen Euro allein für die Sanierung von
Wohngebäuden errechnet – und festgestellt, dass 80 Prozent aller Gebäude
sanierungsbedürftig sind. Drei Billionen Euro bedeutet pro Jahr 400
Milliarden.
Diese Kosten müssen von den Bürgern getragen werden – und dies könnte sich als besonders schwierig herausstellen, da die meisten Deutschen bereits heute finanziell überlastet sind. Laut einer aktuellen Umfrage des Ifo-Instituts sagen 68 Prozent der Befragten, dass sie momentan kein Geld übrig haben für Klimaschutzmaßnahmen. Die Zahlen von EY machen deutlich, wie groß die Herausforderung für Deutschland ist: Bereits heute müssen die Menschen jährlich mehrere Milliarden Euro ausgeben, um ihre Häuser vor Naturgewalten zu schützen – und diese Aufwendungen steigen weiter an. Dazu kommen noch die Kosten für die energetische Sanierung der Gebäude sowie für neue Technologien wie CO2-freie Heizungen und Solaranlagen.
„Um die anstehende Sanierung unseres Gebäudebestands zu finanzieren, werden wir schnellstens auf innovative Finanzierungsmodelle setzen“, sagt EY-Partner Jan Ohligs. „Solche Modelle erlauben es uns, Investitionen flexibel und langfristig abzuschließen – was gerade für kleinere Unternehmen ein großer Vorteil ist.“ "Hochgerechnet belaufen sich diese Kosten in den nächsten 15 Jahren auf drei Billionen Euro - und das ist nur der Mindestbetrag, den Deutschland bis 2030 investieren muss", so EY-Immobilienfinanzierungsspezialist Jan Ohligs. "Das entspricht 88 Prozent des gesamten Bruttoinlandsprodukts der Bundesrepublik im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Nur ein kleiner Teil des Gebäudebestandes ist in den letzten 20 Jahren vollmodernisiert worden und entspricht damit den Ansprüchen , die ab 2030 oder sogar bis 2045 gelten sollen ."
Die generellen bekannten Kosten für eine Modernisierung im Wohnungssektor liegen heute zwischen 800 und 1500 Euro pro Quadratmeter. EY-Experten haben die Daten für ihre Analyse auf diesem konservativen Betrag geschätzt. Darüber hinaus werden in der Regel nur neue Fenster, Dächer, Fassadendämmung und eventuell eine neue Heizung ausgeführt. Anlagentechnik für besonders niedrige Effizienzklassen wie etwa Wärmerückgewinnung oder Niedrigtemperaturheizungen sind in dieser Schätzung noch nicht einmal enthalten.
Das Institut für Bauökonomie und Bauwirtschaft IBB leitet aus den Kostendurchschnittswerten von 1000 Euro pro Quadratmeter und einer durchschnittlichen Wohnungsgröße von 65 Quadratmetern einen vierstelliger Milliardenbetrag ab. Bei rund 3,2 Millionen Mehrfamilienhäusern in Deutschland sowie knapp 16 Millionen Ein- und Zweifamilienhäusern mit insgesamt gut 43 Millionen Wohneinheiten ergibt sich so ein beträchtlicher Gesamtwert. Sollten jedoch die Bau- und Materialkostenziffern weiter ansteigen sowie die energetischen Sanierungsvorgaben im Bestand noch rigider werden, könnte die Summe der Forderungsberechtigten auf mehr als drei Billionen Euro anwachsen. Die Sanierungskosten in Deutschland sind in den letzten Jahren gestiegen, während der CO₂-Einsparungseffekt im Verhältnis dazu gesunken ist. Dies lässt auch eine andere Statistik vermuten: Laut dem Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) flossen von 2010 bis 2018 rund 342 Milliarden Euro in energetische Modernisierungsmaßnahmen. Im gleichen Zeitraum stellte der GdW jedoch fest, dass der gemessene Raumwärmeverbrauch der privaten Haushalte kaum zurückging. Die Zahlen gingen unter anderem auf Erhebungen des Bundeswirtschaftsministeriums sowie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zurück – und dürften sich auch bis heute nicht grundlegend geändert haben. Das neue Gebäude-Energiegesetz (GEG) macht strenge Vorgaben für Sanierungen im Bestand. Wer beispielsweise eine Fassade erneuert, muss für einen sehr niedrigen Wärmedurchgangswert von 0,24 pro Quadratmeter sorgen, was in älteren Gebäuden nur mit einer dicken Dämmschicht erreicht werden kann. Zugleich wurde jedoch die Sanierungs-Förderung zurückgefahren, die umfangreichsten KfW-Programme etwa wurden gestrichen.
Fazit:
Auf die Deutschen rollt eine riesige Kostenlawine zu, sollten die ehrgeizigen Klimaschutzziele eingehalten werden. EY hat drei Billionen Euro allein für die Sanierung von Wohngebäuden errechnet. Diese Sanierungen sind notwendig, um die im Pariser Klimaabkommen vereinbarten Ziele zu erreichen. Doch die Kosten für die Sanierung der Gebäude werden auf die Verbraucher umgelegt. In den nächsten Jahren müssen sich die Deutschen also auf steigende Energiekosten einstellen. Die steigenden Energiekosten werden vor allem Familien und Haushalte mit geringerem Einkommen treffen. Denn diese können sich kaum Sanierungsmaßnahmen leisten und müssen daher auf teure Energieträger wie Öl und Gas zurückgreifen. Die Bundesregierung muss daher dringend handeln, damit die Bürger nicht unverhältnismäßig stark belastet werden.