Wie positives Denken Gehirntraining erfolgreicher macht.

 

Ein Experiment hat gezeigt, dass kognitive Leistungen mehr steigen, wenn Übende positive Erwartungen an ihr Gehirntraining haben. Placebo- und Nocebo-Effekte sind aus der Medizin und von Arzneimitteltests her bestens bekannt. Placeboeffekte sind biochemisch nachweisbar, lassen sich über Hirnstimulation beeinflussen und funktionieren oft sogar dann, wenn Testpersonen wissen, dass sie nur eine Scheinbehandlung erhalten.

In der Studie wurden zwei Gruppen von Testpersonen untersucht. Die eine Gruppe bekam eine Einführung, in der ihnen positive Erwartungen gegenüber dem Training geweckt wurden. Die andere Gruppe wurde erklärt, dass das Training zwar die Leistung in dem spezifisch trainierten Bereich verbessert, dafür aber die kognitive Leistung in anderen Bereichen mindert. In der Trainingsphase absolvierten Teilnehmende aus beiden Gruppen entweder gezielte Übungen zur Stärkung des Arbeitsgedächtnisses oder aber Multiple-Choice-Quizze zum Allgemeinwissen. Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass die Teilnehmer, denen positive Erwartungen geweckt wurden, tatsächlich besser abschnitten.

Forschende haben untersucht, wie sich die kognitive Leistung von Personen verändert, wenn sie positiven oder negativen Erwartungen ausgesetzt sind. Die Ergebnisse zeigen, dass die Personen in der Placebogruppe signifikant besser abschnitten als diejenigen in der Nocebogruppe. Die Placebogruppe verbesserte ihre allgemeinen geistigen Leistungen, wenn auch in der Quiz-Kontrollgruppe weniger als in der Gedächtnistrainingsgruppe.

Es gibt deutliche individuelle Unterschiede zwischen den Testpersonen, wenn es um den Placebo- oder Nocebo-Effekt geht. Die Personen, die von vornherein der Ansicht waren, dass Intelligenz veränderlich ist und verbessert werden kann, zeigten einen größeren Placebo-Effekt als diejenigen, die Intelligenz für fix hielten. In der Studie hatte das Team dies untersucht, indem sie ihre Testpersonen nach dem Endtest über die Manipulation aufklären – und eine Woche später erneut die geistigen Leistungen mit dem gleichen Test überprüften. Wie sich zeigte, waren dann die Placebo- und Nocebo-Effekte kaum mehr nachweisbar. Allerdings ist wegen des zeitlichen Abstands unklar, ob dies an der Aufklärung liegt oder schlicht an der seit dem letzten Training vergangenen Zeit.

Die Ergebnisse einer Studie legen nahe, dass der Placebo-Effekt und die mit ihm verknüpften positiven Erwartungen auch beim Lernen und Hirntraining wirken. Die Wissenschaftler sind der Ansicht, dass dies beispielsweise beim Lernen, aber auch bei Übungen gegen den geistigen Abbau im Alter in positiver Weise nutzen lassen könnte. Umgekehrt zeigt die Studie auch, dass es kontraproduktiv sein dürfte, wenn man beispielsweise Schulkinder oder Menschen mit beginnender Demenz schon im Vorhinein demotiviert. Denn dann könnte schon der Nocebo-Effekt dafür sorgen, dass sich diese negative Erwartung auch erfüllt.

Quelle: Proceedings of the National Academy of Sciences, 2022; doi: 10.1073/pnas.2209308119

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