Warum Frauen die Zukunft der Raumfahrt sind: Eine Analyse der ESA-Studie
Die Raumfahrt hat traditionell eine männliche Ausrichtung, aber eine neue Studie der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) zeigt, dass Frauen auf Weltraummissionen bessere Raumfahrer sein könnten. Insbesondere bei Langzeitmissionen haben Frauen aufgrund der besonderen körperlichen Eigenschaften gegenüber ihren männlichen Kollegen Vorteile.
Bis März 2022 lag der Frauenanteil unter den Raumfahrern bei weniger als 10 Prozent, da in der Vergangenheit die Mehrheit der Raumfahrer Männer waren, wie beispielsweise Juri Gagarin, Neil Armstrong und Alexander Gerst. Die Raumfahrtliste bekannter Persönlichkeiten ist somit offensichtlich von Männern dominiert. Dabei könnte der Einsatz ausschließlich weiblicher Besatzungen bei Raumfahrtmissionen enorme Vorteile bringen. Laut einer in der Zeitschrift "scientific reports" veröffentlichten Studie des europäischen Teams für Weltraummedizin wären Astronautinnen aufgrund körperlicher Faktoren besser für den Einsatz auf Langzeitmissionen geeignet als ihre männlichen Kollegen.
Menschliches Überleben im unermesslich großen und feindlichen Weltraum erfordert den Bau von Raumstationen und die Mitnahme von lebenswichtigen Vorräten wie Sauerstoff, Wasser und Nahrung von der Erde. Eine 2020 durchgeführte Studie berechnete bereits den Platz- und Ressourcenbedarf männlicher Raumfahrer. Nun wurden weibliche Astronauten analysiert und die Ergebnisse beider Studien verglichen. Die Ergebnisse zeigten, dass eine rein weibliche Besatzung während einer 1.080-tägigen Mission etwa 1.695 Kilogramm weniger Nahrung benötigen würde als eine rein männliche Besatzung. Der Proteinbedarf von Astronautinnen ist ebenfalls um 28 Prozent geringer als der von männlichen Astronauten. Eine rein weibliche Crew könnte einen Lagerraum von 2,3 Kubikmetern einsparen, was 40 Prozent des verfügbaren Platzes in einem der Module der Lunar Orbital Platform-Gateway, einer geplanten internationalen Raumstation, entspricht. Zudem könnte die geringere Körpergröße von Frauen von Vorteil sein, um in den engen und beengten Räumlichkeiten von Raumstationen, wie der Internationalen Raumstation (ISS) oder der Gateway-Station zu arbeiten.
Größere Astronautinnen haben gegenüber männlichen Kollegen den Vorteil eines effizienteren Stoffwechsels. Der Gesamtenergieverbrauch des weiblichen Körpers liegt 11 bis 41 Prozent unter dem des männlichen Körpers, wodurch Frauen weniger Kalorien benötigen. Zudem verbraucht der weibliche Körper weniger Sauerstoff, Wasser, Kohlendioxid und Wärme.
Auf Raumfahrt-Missionen müssen Astronautinnen und Astronauten regelmäßig Aerobic-Übungen durchführen, um Muskelschwund und Knochenschwund in der Schwerelosigkeit entgegenzuwirken. Eine Studie hat gezeigt, dass weibliche Astronauten bei diesen Übungen weniger Sauerstoff verbrauchen, weniger Kohlendioxid ausatmen, weniger Wärme produzieren und 29% weniger Wasser verlieren als ihre männlichen Kollegen. Das geringere Schwitzen bedeutet auch einen geringeren Flüssigkeitsbedarf und kann somit den Wasservorrat schonen.
Fazit: Der Einsatz von Astronautinnen auf Weltraummissionen würde den Raumfahrtorganisationen helfen, Kosten zu sparen. Laut einer Studie könnte die reine Anwesenheit von Frauen bei der Ressourcenversorgung eine Ersparnis von mehr als 158 Millionen US-Dollar pro Frachtladung bedeuten, basierend auf Angaben der NASA, dass der Transport von Nutzlasten zur ISS pro Kilogramm ca. 93.400 US-Dollar kostet.